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10.02.2021 08:00 Uhr

Wunderliches Winterwetter

Kurzer aber heftiger Wintereinbruch sorgt für spannende Straßenverhältnisse. Feuerwehren in Bereitstellung.

Der Norddeutsche staunt - der Bayer wundert sich.

Bereits in den vergangenen Tagen warnten der Deutsche Wetterdienst und andere Wetterexperten vor einem möglicherweisen heftigen Wintereinbruch, auch eine amtliche Unwetterwarnung vor starkem Schneefall und starken Schneeverwehungen wurde für den Kreis Ostholstein herausgegeben.

Was dem Süddeutschen (hier exemplarisch: der Bayer/die Bayerin) höchstens ein müdes Lächeln abverlangt, ist für den weniger schneeaffinen Norddeutschen ein deutlich beeindruckenderes Szenario. Denn mehr als 20cm Schnee gab es hier zuletzt vor rund 10 Jahren.

Dass es Schnee gibt war also klar, nur der genaue Verlauf des Schauerstreifens mit dem Schnee im Gepäck blieb bis zur letzten Sekunde unbekannt.

Als Präventivmaßnahme wurden bereits am Montagabend die Räumlichkeiten für eine kleine Führungsstelle hergerichtet und an die Kreiswehrführung gemeldet - die FF Scharbeutz stattete den wendigen Rüstwagen auf Unimog-Basis mit Schneeketten aus.

Der Dienstag startete vor allem am Nordrand der Gemeinde - also in Pönitz, Gronenberg und in Teilen von Haffkrug - mit ordentlichen Schneefällen. So sehr, dass auch der Winterdienst kaum hinterherkam. Zum Glück war unser hauptamtlicher Gerätewart bereits mit dem Ordnungsamtsleiter unterwegs und besorgte kurzerhand noch einige Schneeschaufeln und Streumaterial, so dass sich an den Gerätehäusern selbst geholfen werden konnte.

Bis zur Mittagszeit hatte der Gerätewart seine persönliche Schneeräumtechnik dann so sehr optimiert, dass er auch mit zwei Schneeschaufeln parallel arbeiten konnte. Die Räumbreite wurde entsprechend auf sensationelle 106cm verdoppelt - eine Wahnsinnsleistung, da braucht man auch keinen Schneepflug mehr.

Kurz nach dem Mittag nahmen die Schneefälle weiter an Intensität zu, die B432 zwischen Scharbeutz und Bad Segeberg und die L309 zwischen Süsel und Pansdorf waren streckenweise so glatt, dass Geschwindigkeiten >30km/h nicht mehr möglich waren. Aufkommender Wind blies den feinen Puderschnee immer wieder hoch, so dass auch die Sicht immer schlechter wurde.

Der Schauerstreifen zog im Verlauf des Nachmittags langsam Richtung Süden und traf jetzt auch den Bereich Scharbeutz, Schürsdorf und Gleschendorf mit Wucht. Straßen verwandelten sich in Eisbahnen, Autos drehten bei einfachen Abbiegemanövern Kreise (der Autor hat den Selbstversuch gemacht) und in Scharbeutz kam ein Linienbus gar nicht mehr von der Stelle.

Die Feuerwehren aus Scharbeutz und Pönitz hatten zu dieser Zeit ihre Gerätehäuser bereits mit einer coronakonformen Staffel (6 Einsatzkräfte) besetzt. Gegen 17:30 Uhr - als der Schneefall noch weiter zunahm und es den Anschein hatte, als würde dies noch für einige Stunden anhalten - fiel dann die Entscheidung, dass auch die Feuerwehren Gleschendorf und Haffkrug ihre Hilfeleistungsfahrzeuge besetzen und die Führungsgruppe der Gemeinde Scharbeutz einen Meldekopf bildet.

Warum das Ganze?

Ziel dieser Entscheidung war es, dass den Bürgerinnen und Bürgern auch trotz glatter Fahrbahnen und signifikant reduzierten Maximalgeschwindigkeiten zeitnah Hilfe ermöglicht werden sollte.
Außerdem geht es natürlich auch immer darum, dass die zum Gerätehaus fahrenden Einsatzkräfte einem zusätzlichen Risiko ausgesetzt werden. Wenn aber schon ein Fahrzeug einsatzbereit besetzt ist, wird auch dieses Risiko etwas minimiert.

Schnell war das Personal organisiert und wartete (unter Einhaltung der Hygieneregeln) auf den Einsatz.

Der kam dann um 18:42 Uhr, als die Brandmeldeanlage einer Haffkruger Senioreneinrichtung auslöste.
Dank der "Wachbereitschaft" waren binnen weniger Sekunden mehrere Löschfahrzeuge sowie der Teleskopmast auf Anfahrt und hätten im Fall des Falles trotz 40km/h Maximalgeschwindigkeit noch innerhalb der Hilfsfrist tätig werden können.
Nötig war das in diesem Fall nicht, der Haffkruger Ortswehrführer konnte schnell Entwarnung geben.
Es gab zwar Rauch von einer Verbrennung, allerdings mit anderer Ursache als beim Schadfeuer.

Das Schneegebiet zog es derweil vor noch weiter in den Süden zu schieben und verfehlte die Gemeinde Scharbeutz fortan. Die Bereitschaft wurde gegen 19:00 Uhr nach Absprache zwischen Bürgermeisterin, Ordnungsamtsleiter und Gemeindewehrführer wieder aufgelöst. So konnten sich unsere Einsatzkräfte wieder dem Schnee vor der eigenen Türe widmen oder einfach nur auf das heimische Sofa fallen.

Einsätze gab es dennoch einige wenige:

- in Scharbeutz wurde ein Linienbus mit dem Rüstwagen aus einem Kreuzungsbereich geschleppt
- im Scharbeutzer Forst wurde eine verletzte Person bis zur Übergabe an den Rettungsdienst versorgt (Forst Responder)
- der Rettungswagen aus dem Forst wurde dann aus selbigem begleitet
- in Gronenberg wurde ein Schneebruch (also ein Ast, der unter der Schneelast brach) beseitigt
- und zu guter Letzt löste die bereits erwähnte Brandmeldeanlage in Haffkrug aus

Dank der Tatsache, dass sich viele Autofahrer*innen sehr vernünftig verhalten haben und auf unnötige Fahrten offensichtlich verzichtet wurde, gab es zum Glück keine weiteren Einsätze, denn die glatten Fahrbahnen luden durchaus zu Verkehrsunfällen ein.

Vielen Dank an die Einsatzkräfte, die sich so spontan und bereitwillig zusammengefunden haben!

Patrick Bönig
Gemeindewehrführer

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Freiwillige Feuerwehr Gleschendorf
Bornberg 2
23684 Scharbeutz / OT Gleschendorf
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